1984 - 2015 |
Konzeptausstellung * Melle 2015 |
Sich aufbäumen, 2011, 120 x 160 cm Öl auf Leinwand mit eingearbeiteten Steinen |
„Tabita steh auf!“
„Celies augsa Tabita!“
„Tabita
steh auf“ eine
Konzeptausstellung mit Malereien, Grafk und
Installationen von Roswitha & Dieter Pentzek,
Künstlerpaar aus Melle
Wach auf,
du Christ! Die Toten ruhn! Und was
noch nicht gestorben ist Das macht
sich auf die Socken nun. Nach Mutter Courage
von Bertolt Brecht
sagte Petrus einst zu
einer Frau, die viel Menschenwürdiges getan hatte,
sich aber – vielleicht durch menschenunwürdige
Zustände - aus dem Leben gedrängt sah.
Zur Ehre weiblichen Aufstehens richteten
wir 2012 in Jekabpils, der lettischen Partnerstadt
Melles, eine Ausstellung aus. Sie zeigte Nachbilder
aus der Renaissancezeit und Frauen aus heutigen
Tanzszenen. Die Meller Folgeausstellung
2015 wird auch das Petrus-Wort mit etwas Heutigem
verbinden – mit dem Brecht-Wort Wach auf du Christ!
Wir Kinder schrieen mit ihr. Unsere
Stimmen zogen scharfe Linien, durchdrangen und
überschnitten sich, flimmerten und funkelten wie
in grellem Licht. Es erhellte uns innerlich. Es
war ein erstes Aufstehen.
Kunst ist Aufstehen – wenn auch meist nur
ein inneres. In Diktaturen bringt ein äußeres nur
Ausgegrenztheit, Gefängnis oder Tod. Da kann man
nur fliehen. Dieter, der aus der DDR-Diktatur
floh, hatte im Westen das Glück, dass ihm der
Tübinger Künstler Ugge Bärtle Stein und Presse für
Lithographien zur Verfügung stellte. Die Drucke
von 1959 zeigen Flucht in die Freiheit der
einsamen Natur. („Unter der Brücke“, „Vor der
Brücke“, „Herbst-Braut“)
Die menschenunabhängige Natur schien oft
einen Ausweg aus menschlichen Machtstrukturen zu
bieten. Im Isenheimer Altar des Matthias Grünewald
sieht man einen Mann, der von Dämonen in den Wald
geschleift wird, dort aber in großer Ruhe
aufblickt. Wir beschreiben in einer Vierer-Reihe
die Befreiungsgeschichte des Grünewald-Eremiten
(„Flucht, Grün, Nachleuchten, Wegstein“)
Die Frauen dieses Altars ergeben für uns
einen ebenso seriellen Zusammenhang. Neun mit
Erdmaterial umgebene Variationen ringender
mütterlicher Hände beschwören menschliche
Weiterentwicklung. Grünewalds Maria erscheint
daneben in einer Malerei-Collage – aus der
niedergesunkenen Graphikspur ihres Gesichts wächst
ein heller Blütenzweig.
In der Ausstellung 2012 in der Galerija
MANS’S in Lettland ging es fast ausschließlich um
das weibliche Aufstehen - mit hauptsächlich großformatigen
Malereien wie „Aus dem Eis“ (Gesicht der Maria
nach Jacopo da Pontormo), „Und fiel ein feuriger
Regen auf mich“ (aufstehende Frau nach einer
Tanzszene der Choreographin Reinhild Hoffmann,
Titel nach Trakl), „Sich aufbäumen“, „Der Baum in
dir“ und „Aufblicken“ (ebenfalls nach Tanzszenen),
sowie „Das Licht aus ihr“ (nach einer
Betonskulptur im KZ-Memorial Salaspils).
Die Reihung eines Gesichts in einem Bild
heißt „Drei
Stufen des Aufstehens“ und ist noch einmal
ein Rückblick in die Renaissance (Nachbild zur
Albrecht Dürers „Melencolia“). Ein Nachbild aus
der Kunst neuerer Zeit ist „Weinende Frau“ (nach
„Perlen“ von Felix Nussbaum).
Mit einer Wandinstallation aus zwölf
Druckvariationen um das Thema „Ringende
Hände“ (Zitat aus dem Isenheimer Altar von
M. Grünewald) setzen wir das Brechtzitat
bildnerisch in Szene.
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AKTUELL:
Ausstellung
Alte
Posthalterei
und So.
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„Tabita steh
auf!“ „Celies augsa Tabita!“
Eröffnung
21.5.2015 in Melle, Alte Posthalterei
Presseberichte zur Ausstellung 2012 in Lettland: