2006-2009 Bilder für den Fluss |
E I N L A D U N G |
A s c h e n g l u t Vom Aufleben der Bilder
Statement zur Ausstellung
Wir
hoffen, dass Aschenglut noch nicht das Ende unserer Arbeit sein wird -
Bilder im Fluss - so nannten
wir unsere internationale Kunst-Aktion, welche von Melle und Osnabrück
aus an die lettische Daugava ging.
Die Kriegs- und Nachkriegszeit
führte bei mir, Dieter, zunächst zu individualistischer Weltabgewandtheit
und zu Mal-Ergebnissen, die ich "Nachbilder auf der Netzhaut" nannte. Gemeint
war die ästhetische Erinnerung an einmal gesehene Bilder - z.B. an
den Isenheimer Altar des Matthias Grünewald oder die Marien-Bilder
Leonardo da Vincis.
Gemeinschaftliche Kunstprojekte wie die mit Schülern - führten auch zum Zusammenwirken mit Künstlern aus anderen Sparten. Mit dem Meller Cellisten Willem Schulz und der Ausdrucks-Tänzerin Erneste Junge aus Osnabrück erarbeitete Roswitha das multimediale Gesamtbild Sokrates macht Musik, an dem ich mit Malerei, Text und Darstellung des Sokrates teilnahm. (1990 in der Kunsthalle Dominikanerkirche, 1991 im Kulturforum Lüneburg) Mit Roswitha
betrieb ich von da an Kunst nicht mehr als Flucht ins Innenleben, sondern
als kritische Öffnung für die politische Wirklichkeit. Ihr erster
Höhepunkt in Melle war Dem Rat nichts verraten - eine Aktion im Einvernehmen
mit dem damaligen Bürgermeister Clemens Schwertmann. Darin wurde 1995
eine Sitzung des Meller Stadtrats Bestandteil des "Höhlen- Gleichnisses"
(nach Platon, Der Staat). Sokrates, von Roswitha & Dieter abwechselnd
verkörpert, bezeichnete ein ausschließlich von Geldinteressen
beherrschtes Denken als Gefangenschaft in einer Höhle und versuchte,
die Gedanken der Ratsherren mit einem Blick auf andere Werte zu befreien.
Zwei Nachbilder auf Malereien Leonardo da Vincis und Matthias Grünewalds
bildeten ein Tor aus der Höhle der in Politik und Wirtschaft oft beschworenen
"Sachzwänge" hinaus.
Wichtig blieb uns aber vor allem die Befreiung des eigenen Bewusstseins aus der Düsternis der Geschichte. In unserer Region entstand das Aktionsbild gehenkt - gehängt - ein "Gehen im Quadrat der Betonstühle" zum Gedenken an die Osnabrückerin Elfriede Scholz, geb. Remark. (1998 in Melle und Gütersloh, 1999 in Osnabrück - s. Heft 7 der E.M.-Remarque-Gesellschaft )
Eine Pilgerfahrt der Kunst, die sich voller Abbitte auch durch Osteuropa
zieht - diese Möglichkeit bot sich uns leider erst spät. Aber
in einer Welt voll nicht enden wollender Macht- und Habgier, deren wichtigstes
Mittel wie immer der Krieg, und deren Folgen wie immer Verwüstung
und mitmenschliches Elend sind, kommt man noch rechtzeitig. Zur Jahrtausendwende
begannen wir, dieses aufwändige Kunst-Projekt zu entwickeln, von dem
wir hoffen, dass es die fatale menschliche Situation bewusst machen und
den Willen zu gewaltfreien Wegen wecken könnte.
Das Projekt bestand darin, zwölf großformatige Nachbilder auf historische Malerei, welche die christliche Botschaft enthält, den Kriegsfluss Düna hinabschwimmen zu lassen - durch ein EU-Land, über das eine lettische Dichterin der Gegenwart sagt: Lettischer Mensch / du bist auf der Kreuzung geboren / und auf der Kreuzung wirst du begraben / wenn dich der nächste Krieg überrollt.
Aschenglut ist eine Nachbetrachtung dazu. Es ist eine Ausstellung von Malerei und Graphik, welche auch schon früheren Projekten diente. Da sind z.B. Fotoarbeiten nach Briefen eines Frontgeistlichen des I. Weltkriegs an die Familie Wilhelm Lanvermeyer, welche in Melle eine Firma für Landmaschinen betrieb. Den Kriegs-Fotos sind deshalb friedliche Pflanzen zugeordnet - zu Quadraten geschöpft von Gerhard Schengber, Melle, der auch die Geh-Quadrate aus Beton für gehenkt - gehängt entwarf. Durch die Meller Ausstellungsräume
ziehen sich nun fünf am Boden installierte Aschebilder. Es sind handgeschöpfte
Papiertafeln, welche mit Holzasche, Dammarharz und Lithopone beschichtet
sind. Sie stehen für die fünf großen Marienbilder, die
als Pilger auf der Düna - lettisch: Daugava - die KZ-Gedenkstätte
von Salaspils erreichten und dort vor Entsetzen in Flammen aufgingen.
Die Asche führt zu den Kassandra-Rufen aus dem alten Troja. Sie wurden von mir im Jahre 1985 auf Bundeswehr-Zeltplane gemalt. Man könnte dabei auch an Lots Frau denken, die beim Blick auf Sodom und Gomorra zur Salzsäule erstarrte. Und das führt wieder zurück zu den Kriegsfotos und zu Trakl, der mit seiner Gedichtzeile "und fiel ein feuriger Regen auf mich", das nicht enden wollende Sodom und Gomorra unserer Zeit beklagt. Darauf bezieht sich - wie
ein vorzeitiges Schlussbild - auch eine Malerei nach Masaccio. Es hat die
größte Bildfläche der Ausstellung (300x300cm) und den Titel
Nach uns das Paradies. Ja, n a c h uns. Denn wie es aussieht, kann die
Erde erst dann wieder zum Paradies werden, wenn es uns nicht mehr gibt.
Und das scheint die eigentliche menschliche Tragödie zu sein - dieser
innere Widerspruch. Wir haben das Paradies vertrieben und tun das auch
weiterhin - und dennoch sehnen wir uns nach ihm.
Die Ausstellung beschreibt diesen Widerspruch. Sie zeigt nicht nur Asche, sondern auch Sehnsucht. Und diese Sehnsucht spiegelt sich in Nachbildern anderer Art, in unseren ästhetischen Erinnerungen an das Erlebnis des Lichts, des Flusses und seiner Inseln - in Bildern, welche in der Alten Posthalterei neu sind und ganz oben hängen.
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Termin
Donnerstag,
Aschenglut Vom Aufleben der Bilder AUS DER KUNSTAKTION BILDER FÜR DEN FLUSS in Deutschland und Lettland 2006
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Vom Aufleben der Bilder
AUS DER KUNSTAKTION BILDER
FÜR DEN FLUSS in Deutschland und Lettland 2006
von Roswitha & Dieter
Installation * Malerei * Grafik
26. Februar bis 22. März 2009
in der Alten Posthalterei Melle
Zur Eröffnung der Ausstellung
am Donnerstag, 26. Februar 2009, um
18:00 Uhr
in der Alten Posthalterei Melle, Haferstr.
17,
laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich
ein.
22. November 2008 um 16
Uhr
Stadtbibliothek Melle, Weststraße
2, 49324 Melle
MERIDIAN DES SCHMERZES
EINE LITERARISCHE PERFORMANCE
Von Roswitha & Dieter Pentzek
Die Aktion beginnt am 5.September 2006
um 16 Uhr (4 o’clock pm) mit einer Ausstellung
der zwölf Schwimmbilder Dieter
Pentzeks in der Zitadelle von Daugavpils.
Daugavpils ist der Geburtsort
des amerikanischen Künstlers Mark Rothko (1903-1970).
In der Zitadelle soll später
ein Mark-Rothko-Museum entstehen.
Am 11.September 2006 (Mo) werden die
Bilder um 10 Uhr (10 o’clock am) dem Fluss übergeben.
Begleiten der Bilder, die hoffentlich
bis Koknese gelangen.
Am 1.Oktober 2006 (So) um 20 Uhr (8
o’clock in the evening) werden die Reste der Bilder
in einer Feuerplastik in der Gedenkstätte
Salaspils bei Riga verbrannt.
Dazu ist ein Klangbild zu
hören mit Zitaten aus dem Violinenkonzert „Distant Light“ von Peteris
Vasks, aus Intrada & Fuge von W. A. Mozart
und ein Prosatext aus „Von
der Heimat“ von Matthias Knoll (Arrangement Roswitha Pentzek).
Am 4.Oktober 2006 um 16 Uhr (4 o’clock
pm) ist die Vernissage einer Ausstellung in der Galerie „Manss“
in Jekabpils mit Grafiken von Dieter
Pentzek zum Thema „WOLKENFRAUEN“ („MAKONU SIEVIETES“).
Wir danken den Städten
Jekabpils, Daugavpils und Salaspils für ihre großzügige
Unterstützung
des Projektes in Lettland.
Unser Dank gilt allen Helfern und FreundInnen aus diesen Städten.
Für das Zustandekommen
des Klangbildes sind wir Peteris Vasks und Matthias Knoll zu besonderem
Dank verpflichtet.
Alte Posthalterei Melle
Haferstraße 17, 49324
Melle
Eröffnung am Mittwoch
29.03.2006, um 18:00 Uhr
Dauer der Ausstellung vom 29.03. bis
20.04.2006
Öffnungszeiten: Di-So
15:00 - 18:00 Uhr
Stadtgalerie Osnabrück
Große Gildewart 14,
49074 Osnabrück
Eröffnung am Freitag
31.03.2006, um 18:00 Uhr
Dauer der Ausstellung vom 31.03. bis
30.04.2006
Öffnungszeiten: Di-Fr
15:00 - 20:00 Uhr, Sa 11:00 - 20:00 Uhr, So 11:00 - 19:00 Uhr
www.osnabrueck.de/erlebnis
Tischgespräch in der Stadtgalerie
Osnabrück
am Mittwoch 19. April 2006 um 19.30
Uhr
zur Problematik der Performance,
"Bilder in einen Fluss zu werfen"
mit Dr. Andrea Otte, Kuratorin
MARTa Herford, Moderation
und Burkhard Jasper, Bürgermeister
Osnabrück, Michael Göcking, Pastoralreferent Melle, Dr. Silvana
Kreyer, Kulturmanagerin Langenberg,
André Lindhorst,
Leiter der Kunsthalle Osnabrück, Dr. Ralf Plagwitz, Internist Melle,
Klaus Thomas Schnittger, Schriftsteller Osnabrück,
Ulrike Schwarz, Lebensmittelchemikerin
Osnabrück, Volker-Johannes Trieb, Künstler Osnabrück
In der Galerie Moser, Heger Str. 26, in Osnabrück befindet sich eine Installation nach Da Vinci.
Für die Unterstützung
der Realisation danken wir der Stadt Melle,
dem Deutsch-Baltischen Freundeskreis
Melle e.V., der Kreissparkasse Melle, der Stadt Osnabrück.
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